Gefährden Veganer ihre Gesundheit? Meine Blutwerte nach fast 2 Jahren als Veganer.


Gefährden Veganer durch den Verzicht auf Tierprodukte ihre Gesundheit? Riskiert man mit einer solchen Ernährungsform langfristig etwaige Nährstoffmängel? Kann der menschliche Körper ohne den Verzehr von Tierprodukten überhaupt funktionieren?

Fragen über Fragen, die vielleicht den einen oder anderen interessieren könnten…

Eine Sache, bei der viele Bedenken äußern, ist die Sorge um etwaige Nährstoffmängel. Da kann es dann schon auch mal sein, dass einem als Veganer so Reaktionen entgegen wehen wie: „Der menschliche Körper ist nicht für eine vegane Ernährung gemacht.“ Und das selbst von ärztlicher Seite.
Gut ist dann jedoch, wenn sich ein Arzt etwas in der Materie auskennt und einen zumindest in den wichtigen Aspekten objektiv beraten kann. Zum Beispiel, dass man als Veganer auf jeden Fall Vitamin B12 supplementieren sollte.

Nichts desto trotz muss man an dieser Stelle sagen, dass manche Ärzte einer veganen Ernährungsweise skeptisch gegenüber stehen.
Auch wenn es mittlerweile medizinische Stellungnahmen gibt, die belegen, dass eine vegane Ernährung den Nährstoffbedarf des Menschen vollständig decken kann, ist das Thema für viele einfach noch neu. So ist man dann vielleicht der einzige Veganer, der mal seine Blutwerte testen lassen will. (Je nachdem in welcher Gegend man lebt.)
Das aber nur am Rande…

Da ich jetzt bald zwei Jahre vegan lebe und damit einhergehend eine Art „Selbstexperiment“ durchführe, wollte ich jetzt einfach mal wissen wie es um meine Werte bestellt ist. Also habe ich mir Blut abnehmen lassen.
Leider sind die Leistungen der Krankenkasse nicht darauf ausgerichtet Sonderwünsche wie beispielsweise einen Holo-Transcobalamin-Test, um den genauen B12-Wert zu ermitteln, zu bezahlen. Von daher muss man für derartige Zusatzleistungen leider selbst aufkommen.

Was mich bei mir selbst primär interessiert hat, war zum einen die Bestimmung meines Eisen-Wertes. Und zum anderen mein Vitamin B12-Status.

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Um es kurz zu machen:

Mein Eisen-Wert ist mit 60µg/dl im grünen Mittelfeld. (Der Referenzbereich hierfür liegt zwischen 23 und 134 µg/dl.) Auch mein Hämoglobin ist mit 13,7 g/dl im Normbereich. (Ein erniedrigter Hämoglobin-Wert kann in einem kleinen Blutbild auch auf eine Eisenanämie hindeuten. Der Referenzbereich liegt hier zwischen 12,4 und 16,1.)

Weiter geht es dann mit Vitamin B12. Hierzu wurde bei mir einmal der Serumspiegel des Vitamin B12 und einmal noch zusätzlich der Holotranscobalamin-Wert, oder kurz: Holo-TC-Wert, ermittelt.

Serumtest? Holo-Transcobalamin? Was ist der Unterschied?

Als Standardtest gilt nach wie vor die Messung des Gesamt-Vitamin B12 im Serum mit einem Schwellenwert für einen Mangel < 200 ng/l.
Allerdings ist das Gesamt-Vitamin B12 ein eher unspezifischer Biomarker des Vitamin-B12-Mangels, weil dabei vorwiegend die inaktive Speicherform des B12 gemessen wird. Holotranscobalamin (oder kurz Holo-TC) ist da zuverlässiger, das dieser Test den Status des tatsächlich aktiven Vitamin B12 wiedergibt, das im Blut an Proteine gebunden ist (10 – 25 %). Erniedrigte Werte (< 35 pmol/l) sind der früheste Marker eines Vitamin-B12-Mangels und ein Hinweis darauf, dass der Körper über nicht ausreichend verwertbares Vitamin B12 verfügt und sich die B12-Speicher im Körper bereits leeren.

Die Stufendiagnostik zur Feststellung eines Vitamin B12-Mangels erfolgt schlussendlich wie folgt:

Gesamt-Vitamin B12 im Serum:
> 400 ng/l               Vitamin B12-mangel unwahrscheinlich
200 – 400 ng/l         Graubereich; Abklärung mittels Holo-TC ratsam
< 200 ng/l                Vitamin-B12-Mangel

Referenzbereich für Holo-Transcobalamin:
< 35 pmol/l              Vitamin-B12-Mangel wahrscheinlich
35-50 pmol/l            Graubereich
> 50 pmol/l               Vitamin-B12-Mangel unwahrscheinlich

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Nachdem das geklärt wäre, zu guter Letzt zu meinem B12-Status.
Mein Gesamt B12 beträgt: 469 ng/l.
(Der Referenzbereich liegt hierbei zwischen 200 und 1000 ng/l.) Und mein Holo-TC-Wert liegt bei über 128 pmol/l.

Als Fazit lässt sich sagen, dass ich jetzt nach fast zwei Jahren veganer Ernährung weder einen Vitamin B12-, noch einen Eisenmangel habe.

Aus persönlicher Sicht kann ich jetzt auch keine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes feststellen. Im Grunde fühle ich mich als Veganer genauso wie als Allesesser. Nur mit dem Unterschied, dass meine Verdauung besser geworden ist und ich mich heute wesentlich gesünder ernähre als früher.

Fotos: Pexels.com

9 Kommentare zu „Gefährden Veganer ihre Gesundheit? Meine Blutwerte nach fast 2 Jahren als Veganer.

  1. Ich lebe erst seit einem Jahr vegan. Von der Massentierhaltung mal ganz abgesehen hat sich meine eigentlich durchschnittliche Gesundheit stark verbessert. Ist ja auch logisch. Der Mensch benötigt kein künstlich hinzugefügtes Cholesterin und Massen an tierischen Fett oder Protein. Das überseuert den Körper und führt zu den bekannten Zivilisationskrankheiten. Auch fehlt in tierischen Produkten Vitamin C oder auch Ballaststoffe. Alleine für die bessere Verdauung (es verschwindet jede Verstopfung) lohnt sich der Umstieg auf eine mindestens fast vegane Ernährung. Hierbei sollte man beachten, dass mindestens aus Sicht der Gesundheit Eier und Milchprodukte genauso ungesund sind wie Fleisch und Fisch.

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  2. Ich finde es immer wieder interessant, dass die Menschen so entsetzt sind, wenn ich ihnen mitteile, dass ich B12 supplementiere. Lieber so als später drölfzig Sachen wegen verengter Arterien und zu hohem Blutdruck nehmen zu müssen!

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    1. Ja, die Sache mit dem supplementieren von Vitamin B12 wird meines Erachtens oft viel zu negativ gehyped und dann wird dabei gerne darauf verwiesen, dass „natürliches B12“ doch viel besser sei. Na ja, wenn man bedenkt, dass es kein natürliches B12 mehr gibt, dann ist man mit der direkten Einnahme eines B12-Präparates sogar auf der sichereren und auch gesünderen Seite (wenn man noch bedenkt, was heutzutage noch alles zusätzlich im Fleisch und anderen Tierprodukten enthalten ist.)

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      1. Ich finde es auch merkwürdig, dass viele Menschen es normal finden irgendwelche Medikamente wegen Bluthochdruch, Cholesterin etc. einzunehmen und dann aber auch so wie immer weiter essen…

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      2. Es wird halt meistens eher das Symptom behandelt, als die Ursache. Scheint meistens wohl einfacher bzw. schlichtweg bequemer zu sein…

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