[Minimalistischer leben] – 2 Pfannen, 3 Töpfe, x Kleidungsstücke… Wie viel brauchen wir wirklich?


Minimalismus orientiert sich keineswegs an irgendwelchen Zahlen. Von wegen man dürfe sich nur dann als Minimalist bezeichnen, wenn man nur noch so und so viele Gegenstände einer Sache besitzt. Im Gegenteil, jeder legt für sich selbst fest wie viel er an Besitz für richtig hält. Womit man sich erschlagen und womit man sich wohl fühlt.
Als ich mich das erste Mal mit Minimalismus beschäftigte, kam mir dabei auch gleich der Begriff Verzicht in den Sinn. Verzicht als eine Art von Bürde sozusagen. Ich glaube so geht es wahrscheinlich manch einem, der sich das erste Mal mit Veganismus beschäftigt. Alles nur Verzicht, wo soll da bloß der Spaß dran sein?

Man liest und hört, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, öfter mal Erzählungen wie, jemand sei eine Shoppingqueen gewesen, hätte immer die neuesten Trends getragen oder irgendwann keine Ahnung wie viele Kosmetikprodukte besessen. Und dabei hätte man dann irgendwann den Überblick verloren. So erschien einem das Ausmisten und Minimalisieren des eigenen Hab und Guts schlussendlich wie eine Erleichterung. Nun ja, eine große Shopperin war ich noch nie. Und auch Modetrends haben mich nie wirklich interessiert. Dennoch halte ich Konsum nicht für generell schlecht. Vielmehr möchte ich heute nur noch solches konsumieren, das für mich wirklich einen Nutzen hat und mich gleichzeitig glücklich macht. Nichts Unnötiges mehr.

Eine Frage, die ich mir dabei zunehmend begonnen habe zu stellen ist die, wie viel wir eigentlich wirklich brauchen? 

Braucht man 30 Paar Schuhe? Oder 15 Winterjacken? Vielleicht 50 verschiedene Oberteile? Oder 200 DVDs? 180 Bücher, von denen man nicht einmal die Hälfte gelesen hat? Was ist der Sinn dahinter viel zu besitzen, einiges davon aber nicht zu nutzen?

Ist das nicht vielmehr irgendwo unlogisch? Schöne Dinge irgendwo zu lagern? Wozu? Weil sie mal hübsch oder ansprechend aussahen? Weil man mal dachte, dass man sie unbedingt brauchte? Aber braucht man etwas, das man nicht nutzt wirklich? Oder redet man sich da nicht vielmehr etwas ein?

 

kitchen

Meine Küche beherbergt jetzt noch 2 Pfannen und 3 Töpfe. Genau so viel brauche ich zum kochen. Nicht mehr und nicht weniger.
Der Inhalt meiner Küche hat sich mittlerweile gut um die Hälfte reduziert. Und es gibt immer noch ein paar Dinge, bei denen ich mir denke, dass ich sie eigentlich nicht brauche.

Für einen anderen wäre das wohl viel zu wenig Küchenequipement (Kleine Anmerkung am Rande, dazu gesellt sich selbstverständlich noch Geschirr, Besteck und ein paar Gerätschaften wie Toaster und Wasserkocher). Ich hingegen finde das schön übersichtlich. Und ich habe, seit ich ausgemistet habe, auch nie mehr gebraucht.

 

clothes
Die Anzahl meiner Kleidungsstücke hat sich mittlerweile gut auf ein Drittel zu vorher reduziert. Eine Anzahl unter 80 Bekleidungsstücken, mit der ich gut leben kann. Dazu zählt Sommer- wie Winterbekleidung, inklusive Jacken und Mantel, Hosen, Kleider, Röcke usw.
Ich mag es, dass meine Kleidungsstücke wenig Platz für sich beanspruchen. Dass sie in eine kleine Seite unseres Kleiderschranks passen. Ich möchte auch gar nicht mehr besitzen. Vielmehr möchte ich in Zukunft, wenn ich mir ein neues Kleidungsstück leiste ein altes dafür spenden, verkaufen oder verschenken. Nach dem Motto: One comes in, one comes out.

Wenn man shoppen geht, dann locken Konzerne gerne mal mit Angeboten wie: Nimm 2 zum Preis von einem. Und ehe man es sich versieht, läuft man dann vielleicht mit zwei Hosen oder drei Mützen Nachhause, obwohl man vielleicht nur ein Teil davon wirklich nutzen würde/wird. Was macht das für einen Sinn? Was macht es für einen Sinn beispielsweise 5 Oberteile zu kaufen, die man okay findet, statt eines, das man richtig toll findet?

Ich war nie eine besonders große Shopperin. Ich schaue mir gerne die Sachen an, möchte mir aber nur dann etwas kaufen, wenn ich es auch wirklich richtig toll finde. Oder wenn ich es wirklich brauche und dann später auch nutzen kann.
Denn etwas, das ich inzwischen merke ist, dass ich es immer weniger mag, wenn sich Unnötiges ansammelt. Weil man sich dann wieder ins Grübeln gerät, sich Schubladen und Schrankfächer, Arbeits- und Ablageflächen wieder zu füllen beginnen und somit das Spiel des Aussortierens wieder von vorne beginnt. Von daher, Angebote sind ja schön und gut, aber ich möchte lieber dieses eine Teil, das mir besonders toll gefällt als die 5 Teile, die gerade so okay sind. Oder Dinge, die mir besonders am Herzen liegen, weil sie von mir nahe stehenden Menschen stammen. Das ist etwas anderes als dieses man braucht immer das Neueste, das Beste und so weiter.

 

kermit
Früher, wenn ich gelesen habe wie Minimalisten davon gesprochen haben, dass die Reduktion des eigenen Besitzes befreiend sein sollte, da erschien mir das zuerst ein wenig abstrakt. Heute kann ich das um einiges besser nachvollziehen. Wenn Schränke halb leer sind und nicht vollgestopft bis zum letzten Rest, dann finde ich hat das tatsächlich was Befreiendes.
Wie bereits anfangs erwähnt geht es beim Minimalisieren nicht darum wer am wenigsten besitzt. Oder dass man einer bestimmten Zahl hinterher rennt. Vielmehr ist das eine rein individuelle und somit persönliche Sache wie weit man sich von Dingen trennen möchte, wie ich finde. Den einen machen 2 Paar Schuhe glücklich, einen anderen 15 Paar.
Von daher:

Wie viel Besitz brauchen wir eigentlich wirklich? Was sind Dinge, auf die wir am ehesten verzichten könnten? Und welche Dinge dürften in unserem Leben auf gar keinen Fall fehlen? 

Wie seht ihr das?

 

Fotos: Pixabay.com

10 Kommentare zu „[Minimalistischer leben] – 2 Pfannen, 3 Töpfe, x Kleidungsstücke… Wie viel brauchen wir wirklich?

  1. Ich sehe jetzt, wo ich mich mit dem Thema immer mehr auseinander setze, dass ich von allem noch viel zuviel habe.Ein Wahnsinn, dass man früher immer dachte man hat zu wenig.

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  2. Danke für deinen ausführlichen Beitrag! ❤

    Auch ich versuche seit ca. einem Jahr Sachen, die ich nicht brauche, auszusortieren. Erst gestern hat mich eine Freundin gefragt, wo ich denn meine ganze Kleidung unterbringe. Als ich dann auf die kleine Kommode gezeigt habe, war sie mehr als verwundert, dass ich dort alles unterbringe. 🙂

    Seit ich Unnötiges ausgemistet habe, kaufe ich auch viel bewusster. Gerade bei Büchern schaue ich zuvor immer in einer Bücherei oder im Bekanntenkreis, da ich es für mich als Verschwendung sehe ein Buch zu kaufen, dass ich nur ein Mal lese!

    Alles Liebe, Julia

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    1. Hey Julia,

      freut mich, wenn dir der Beitrag gefallen hat ;).

      Kann dir da nur zustimmen. Man bekommt ein ganz anderes Bewusstsein was das Konsumieren angeht. Und im Endeffekt auch für das was man überhaupt wirklich braucht. Weniger zu besitzen ist um so vieles praktischer, wie ich finde. Es erleichtert einfach vieles <3.

      Lg

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  3. Ich finde es schwer auszumisten. Denn wenn ich meine Klamotten reduziere, habe ich fast nichts mehr anzuziehen (habe zB nur 3 Jeans). Es häufen sich nur einige Schuhe, die ich selten trage – wenn ich dann aber tatsächlich etwas passendes brauche, ist es da und ich muss mir den Kopf nicht zerbrechen. Allerdings weiß ich auch nicht, wie die Schränke anderer aussehen 😓 Ich finde es auch wichtig Extradecken zu haben, wenn Besuch da ist. Es gibt schon einige Dinge, die ich ausmisten könnte, aber letztendlich passiert doch etwas, wo man es braucht – sei es auch nur eine Freundin, die ganz dringend einen Smarthphoneersatz braucht. Ich liebe auch Bücher, es gibt nichts Schöneres und Gemütlicheres als ein Heim mit stapelweise Büchern. Als Kind war ich schon sehr gerne bei der Professorin meiner Mutter, wo die ganze Wohnung voller Bücher, Skizzen und Notizen war. Meine Bücher hatte ich mal aussortiert und es waren tatsächlich nur 10 von 200, die ich weggeben würde. Aber wahrscheinlich ist es auf 75qm einfacher weniger unnützes Zeug zu haben, als in einem großen Haus 😄

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    1. Hey Sue,

      nun ja, beim Minimalismus geht es im Endeffekt darum nicht möglichst wenig zu besitzen, sondern nur noch das was man für sich persönlich für wichtig bzw. nützlich hält. Dabei kann die Wahl der Gegenstände dann auch variieren.
      Minimalismus bedeutet auch nicht seine Vorlieben aufzugeben. Was Bücher angeht, kann man durchaus Zuhause eine Art Bibliothek beinhalten. Es geht hierbei vielmehr um den persönlichen Bezug. Bzw. wenn dir die Bücher wertvoll sind sowie einen emotionalen Wert haben, dann muss man sie auch nicht auf Biegen und Brechen reduzieren.

      Diesen Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Man könnte dieses oder jenes ja noch gebrauchen, falls dieser oder jener Fall eintritt. Doch das sind dann eher aus meiner Erfahrung zumindest selten eintretende Fälle. Und ob man den Gegenstand dann wirklich so lange noch behalten sollte, nur für den Fall, dass…?

      Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung sprechen, aber ich dachte anfangs auch ich könnte mich von manchem nicht trennen. Oder sollte dieses oder jenes vielleicht behalten. Doch inzwischen stelle ich fest, dass sich diese Sichtweise mit der Zeit immer mehr ändert und man eine andere Haltung einzunehmen beginnt :).

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  4. Ha! Ich habe auch zwei Pfannen und drei Töpfe 😉 ch erlebe es auch als sehr wohltuend und erleichternd wenig zu haben. Ich denke, der Schritt vegan zu werden viel mir daher auch leichter. Ganze Regale lasse ich im Laden unbeachtet hinter mir und gezielt zu Gemüse und Obst und zum Kühlregal mit den Veganen Sachen 🙂

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  5. Ein wunderbarer Artikel, da sprichst Du mir aus der Seele! Ich bin ja im Jahr 2017 mit meinem Projekt auch recht radikal unterwegs, aber bereut habe ich bisher keine Minute. Was mir jedoch Probleme bereitet ist, dass ich (da ich meine Kleidungsstücke und Schuhe nun fast täglich trage) – doch ziemliche Abnutzungserscheinungen habe und sicherlich nicht alles bis Ende 2017 durchhalten wird. Bei Socken sieht die Lage ganz dramatisch aus! Dennoch bin ich total überrascht, was man alles so gar nicht braucht. Für verschiedene Anlässe hätte ich mir früher bestimmt mal ein neues Oberteil zugelegt – jetzt beim Konsum-Verzicht- funktioniert es auch. Ohne Geldausgeben, dafür mit viel Humor und Kreativität und das Beste ist, man kann sich um viel wichtigere Dinge kümmern…also traut Euch! 🙂

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  6. Ich sehe es genauso und mache das schon seit vielen Jahren so. Man braucht nicht wirklich alles. Shoppen brauche ich nicht, nur, wenn ich wirklich etwas brauche und dann suche ich auch nur das, was ich brauche. In meinem Schrank ist es auch übersichtlich, sowohl auch in meiner kleinen Küche. Ich habe zwei Pfannen, einen großen Topf, einen mittleren Topf und einen kleineren Topf. Das reicht völlig aus.
    Es ist eine Einstellung.

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  7. Ich sehe es wie du. Verzicht ist ein sehr negativ besetztes Wort, vor allem in der heutigen Konsumgesellschaft, da darf man bloß nicht auf irgendetwas verzichten, sonst kann es einem ja nicht gut gehen. Aber ganz extrem formuliert verzichte ich nicht nur auf das Essen und Töten (lassen) von Tieren, sondern auch auf das Töten von Menschen – aber in diesem Zusammenhang würde es wohl niemand als Verzicht ansehen…
    Beim Minimalismus ist es glaub ich sehr wichtig (s)einen Mittelweg zu finden! Also genau wie du schreibst, jenseits von Zahlen, sondern nach seinem eigenen Ermessen. Sonst kann das Ganze bald zur „Qual“ werden, wenn man sich selbst Dinge auferlegt, die man nicht einhalten kann.
    Wir leben auch recht minimalistisch, in einem für uns möglichen Rahmen. Dabei kommt es meiner Meinung nicht nur auf die Anzahl der Dinge an, die man besitzt, sondern auch auf die Einstellung dazu!
    Greets cao

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