[Minimalistischer leben] – Minimalismus, eine Luxussache?


Gerade als Veganer bekommt man des Öfteren zu hören, die Entscheidung zum Verzicht bestimmter Produkte, in diesem Sinne Tierprodukte, sei eine Luxussache. Soll meist heißen es gehe einem schlichtweg zu gut. Denn vegan zu leben ist zum Einen zu teuer oder aber, wie gesagt, es geht einem zu gut. Nur weil man in die Zivilisation der Ersten Welt geboren wurde, kann man sich Gedanken um Tierethik machen. Anderswo hätte man gar nicht den Raum dafür, denn anderswo sind andere Dinge wichtiger.
In gewisser Art und Weise betrachte ich vegan zu leben auch als einen Lebensstil, der vorrangig aus dem Luxus der Gesellschaftsstrukturen der Ersten-Welt-Zivilisation geboren wurde.
Wir leben hier nicht in einer Gesellschaft, in der wir uns Sorgen um unser Überleben machen müssen. Wir leben weder in einem Terror-Regime, noch beherrscht Krieg unseren Alltag. Im Durchschnitt geht es uns eigentlich ganz gut. Und, weil es uns so gut geht. genießen wir eben auch den Luxus Fleisch zu Billigpreisen zu konsumieren. Es ist normal, dass ein Burger bei McDonalds gerade mal einen Euro kostet.
Alles in allem, weil es uns relativ gut geht, haben wir auch die Zeit uns über Dinge Gedanken zu machen, über die man sich anderswo zu einer anderen Zeit, zum Beispiel zu Zeiten von Krieg, keine Gedanken machen würde bzw. könnte. Das ist der Luxus, den unsere Gesellschaftsstruktur uns bietet. Kritikwürdig? Ja? Nein? Vielleicht?

Gerade hier setzt oftmals auch der Gedanke des Minimalismus an. Unsere Wegwerfgesellschaft bringt immer mehr Menschen dazu nachzudenken und teilweise umzusatteln. Wollte man doch immer das Neueste haben, immer höher hinaus. fragen sich so manche ob das wirklich sinnvoll ist? Ob sie das glücklich macht und ob es Erfüllung bringt?

Ist das nun Luxus? Oder Überdruss, entstanden aus zu viel?

Heutzutage besitzt ein Eurpäer im Durchschnitt mehr als 10.000 Dinge. Und während wir doch scheinbar so viel Besitz anhäufen, klagen wir Menschen immer häufiger über zu wenig Zeit.

Was ist nun Luxus?

Die Entscheidung sich von Besitz zu trennen, so erlebe ich das zumindest immer wieder, schildern die meisten als erleichternd. Als würde ihnen eine Last von den Schultern fallen. Es habe etwas Beruhigendes. Doch warum ist das so? Warum soll Besitz wegzugeben befreiend sein? Warum ist „Leere“ friedlich?

Es gibt hierbei wohl zwei Seiten. Die einen sind des Besitzes irgendwann überdrüssig und sehnen sich nach einer Reduktion. Und die anderen sehnen sich nach eben diesem Mehr. Im Grunde das genaue Gegenteil des Minimalismus. Entstanden aus unfreiwilligem Konsumverzicht oder durch finanzielle Limitierung, betrachtet man es als Zeichen des Wohlstandes viel zu besitzen. Sieht man etwas, das einem gefällt, möchte man sich selbst nicht limitieren.

Betrachtungsweisen auf gewisse Dinge resultieren häufig aus dem was wir selbst erfahren und wie wir aufgewachsen sind.

Minimalismus ist eine individuelle Sache. Es gibt keine Regeln. Und auch die Beweggründe sind verschieden. Manch einer möchte damit einen Neuanfang erzielen, ein anderer seiner Unordnung Herr werden. Wieder andere besitzen so wenig, dass ihr Leben in einen Rucksack passt, weil sie gerne reisen und die Welt erkunden wollen. Wieder andere tun dies aus ökologischen Gründen. Andere als Protest gegen unsere Konsum- und Wegwerfgesellschaft.

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Minimalismus um Geld zu sparen

Wie gesagt, da die Gründe für Minimalismus bei jedem andere sein können, so gibt es auch diejenigen, die sich für eine minimalistische Lebensweise entscheiden um damit Geld zu sparen. Denn, wer weniger konsumiert, gibt auch weniger Geld aus.
Getreu der Einstellung, wenn man Dinge länger erhält, müssen sie weniger schnell ersetzt werden.
So kann es sein, dass man auf engem Limit leben muss. Oder aber auch. dass man beschließt mit weniger auszukommen, dabei in Kauf nimmt weniger zu verdienen, um dadurch mehr Zeit zu gewinnen, Zeit, die man dann mit den Dingen füllen kann, die einen erfüllen, die für einen selbst von Bedeutung sind. Getreu der Denkweise, wenn man die Ziele für das eigene Leben niedriger auslegt, sprich weniger möchte und fordert, benötigt man auch nicht so viel Geld um sein Leben zu finanzieren.
Manch einem hilft eine minimalistische Einstellung vielleicht auch besser mit Geld umzugehen. So gibt es auch diejenigen, die früher gar nicht mit Geld umgehen konnten, aus den verschiedensten Gründen, und durch Minimalismus gelernt haben dem entgegen zu wirken. Da sie sich bewusst wurden was sie wirklich wollten. Da Konsum manchmal vielleicht auch nichts weiter als eine Kompensation für etwas anderes ist…

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Reichtum – Masse oder Qualität

Was ist Reichtum, sprich materieller Luxus?

Ich denke man kann Reichtum auf zwei unterschiedliche Weisen betrachten. Für den einen ist es Masse und für einen anderen Qualität. Der eine möchte alles besitzen, das ihm gefällt. Ein anderer sagt vielleicht er gibt lieber mehr Geld für nur ein bestimmtes Produkt aus.

Wenn ich mir alles kaufe was mir gefällt, wird sich mit der Zeit einiges ansammeln. Wenn man dann nicht regelmäßig ausmistet und mal sortiert, kann es womöglich sein, dass man irgendwann den Überblick verliert. Und ist das dann noch eine Bereicherung? Ist es eine Bereicherung für mich selbst, wenn ich mir jede Woche ein neues Buch kaufe, ohne die alten jemals zu Ende gelesen zu haben? Oder wenn so manches Buch verstaubt und nie genutzt wird?
Dieses Beispiel könnte man wohl auf alle möglichen Dinge ausweiten. Was Konsum angeht, gehen die Meinungen jedenfalls oftmals auseinander.

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Konsum und seine Folgen

Es ist heutzutage kein Geheimnis, dass alles was wir tun Folgen hat. Das Essen von Tierprodukten ist da nur ein Beispiel von vielen.
Auf Konsum bezogen, gibt es hierbei u.a. Folgen für die Umwelt sowie unfaire Arbeitsbedingungen für Menschen in Entwicklungsländern.
Wir profitieren vom Luxus uns heutzutage alles aussuchen zu können, das uns gefällt. Mit einem Mausklick werden die Dinge zu uns Nachhause geschickt. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mit Werbung konfrontiert werden, die uns sagt, dass uns dieses oder jenes Produkt interessieren könnte. Und oftmals heißt es auch unser Konsum kurble die Marktwirtschaft an. Denn diese möchte weiter wachsen. Ohne Begrenzung immer weiter.

Gerade hier entscheidet sich manch einer für ein minimalisitsches Leben, weil er sagt er ist mit unfairen Arbeitsbedingungen nicht einverstanden. Geschweige denn mit den ökologischen Folgen, die die heutige Globalisierung mit sich bringt.
Ist das nun Luxus? Oder logische Konsequenz?

Wie ist Minimalismus nun zu betrachten?

 

Fotos: Pixabay.com

5 Kommentare zu „[Minimalistischer leben] – Minimalismus, eine Luxussache?

    1. Hallo Beate,

      vielen Dank für deine Nominierung :). Das weiß ich sehr zu schätzen.
      Allerdings möchte ich bei solchen Awards nicht mehr teilnehmen, da ich das in der Vergangenheit schon oft genug getan habe. Ich hoffe du hast dafür Verständnis.

      Lg

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