Vegan oder vegetarisch? Oder vielleicht vegantarisch?


Vor kurzem habe ich einen Beitrag geschrieben, dass ich nun seit 4 Jahren vegan lebe. Und seit bald 3 Jahren existiert nun auch dieser Blog, der über meine Erfahrungen mit der veganen Ernährung berichtet. Aber auch langsam in andere Bereiche übergegangen ist, wie Minimalismus zum Beispiel. Und da ich hierbei über meine Erfahrungen und Einseichten zum Thema berichte, nun auch ein etwas anderer, sehr persönlicher Bericht.
Denn es hat sich etwas verändert.

Denn vor einiger Zeit habe ich bewusst eine Ausnahme gemacht und mal Milcheis gegessen. Auch ein paar Scheiben Käse sowie Fetakäse waren darin inbegriffen.
Man kann folglich sagen, dass ich bei ein paar Milchprodukten eine Ausnahme machte.
Ich entschied mich bewusst dazu meine eigenen Regeln in diesen Momenten etwas zu lockern. Es war kein Verlangen nach Käse, wie es manche berichten. Dass sie keinen Käse zu essen als Verzicht ansahen. Es ging vielmehr um mich selbst. Mir selbst gegenüber etwas lockerer zu sein und mir dies zu gestatten, tat mir einfach gut. Das ist die simple Wahrheit.

Im Nachhinein hatte ich jedoch ein schlechtes Gewissen. Denn ich bin mir ja über die Hintergründe von Milchprodukten mehr als nur bewusst. Vor allen Dingen ist es für mich aber auch etwas anderes ob man als Veganer ein Tierprodukt aus Versehen oder wohl wissend bewusst konsumiert. Denn beides sind zwei vollkommen verschiedene Ausgangssituationen.

Einige Zeit habe ich nun darüber nachgedacht wie ich das mit mir selbst auf lange Sicht ausmachen soll. Wieder zurück zu einer veganen Ernährung und dies als kurze Ausnahme verbuchen? Oder meine Regeln für mich selbst etwas lockern?
Was kann ich auf lange Sicht mit mir selbst vereinbaren? Und was nicht?
Denn, wie bereits gesagt, ich bin mir über die Hintergründe der Milchindustrie mehr als nur bewusst. Die Kausalitätskette ist mir nicht fremd und genau diese war es, die mich damals dazu brachte mich für eine vegane Ernährung und Lebensweise zu entscheiden. Da es aus meiner Sicht die einzig logische Konsequenz war. Und es auch nach wie vor ist.

Für manch einen ist das wahrscheinlich nicht nachvollziehbar. Wie kann man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man ein paar Scheiben Käse isst? Oder wenn man mal ausnahmsweise ein paar Kugeln Milcheis gegessen hat?
Und manch ein anderer wird vielleicht auch mit ethischen Einwänden reagieren und eventuell sogar mit dem Kopf schütteln. Schließlich berichte ich hier über die vegane Lebensweise, habe unzählige Beiträge über die Hintergründe in der Tierhaltung geschrieben, auch über die ökologischen Auswirkungen unserer Ernährung und so weiter.

Beides sind nachvollziehbare Argumente sowie Sichtweisen. So habe ich früher auch mal gedacht, wenn ich hörte, dass ehemalige Veganer zum Beispiel wieder anfingen Fleisch zu essen.
Was mich daran meist störte war dann weniger die Tatsache der mischköstlichen Ernährung, sondern vielmehr die Argumentation, mit der diese Entscheidung dann gerechtfertigt wurde. Die typischen Rechtfertigungen eben wie der menschliche Körper brauche nun einmal Fleisch. Oder Vitamin B12 ist nur in Tierprodukten enthalten. All die typischen Argumente eben, die man als Veganer oft in Diskussionen zu hören bekommt warum wir Menschen denn Fleisch oder überhaupt Tierprodukte essen sollten.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht in diese Kette mit einreihen, die dann meine Entscheidung rechtfertigen sollten. Es war in diesen Momenten eine bewusste Entscheidung nicht so streng mit mir selbst zu sein.
Es ging nicht um Verlangen. Auch nicht darum, dass ich das Gefühl hatte in meinem veganen Leben auf etwas zu verzichten. Es geht einzig um mein persönliches Wohlbefinden.
Nun kann man an dieser Stelle sagen, dass man sich doch auch mit einer veganen Ernährung wohl fühlen und alles erlauben kann. Das stimmt auch. Und ich fühle mich mit meiner veganen Ernährung auch wohl. Nur möchte ich mir privat auch die Option gestatten im Restaurant oder im Urlaub oder auswärts allgemein auch mal eine Ausnahme zu machen um mehr Auswahl zu haben.
Deshalb habe ich für mich entschieden, dass ich mich, wenn man es prozentual aufteilen müsste, zu 90% weiterhin vegan und zu 10% vegetarisch ernähren werde.
In meinen Augen bleibe ich somit dennoch weiterhin Veganer. Und sonst mache ich auch nur Ausnahmen bei Milchprodukten (außer Milch pur und Joghurt sowie Quark). Eier oder Produkte mit Eier esse ich nicht.

Das ist eine Entscheidung, mit der ich gut leben und die ich für mich auch moralisch vertreten kann.

Der Zwiespalt in mir war vorher der, dass ich mich mit dem Thema Veganismus über die Jahre sehr intensiv beschäftigt habe. Ich wollte einfach mein Wissen erweitern. Denn ein Thema führte zum nächsten usw.
Ich weiß noch, als ich circa ein halbes Jahr Veganer war, und einmal einen Obstriegel gegessen hatte, der Honig enthielt, wie ich im Nachhinein feststellte, hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich schlecht, weil ich etwas mit Honig gegessen hatte.
Sollte man überhaupt so streng mit sich selbst sein? Oder nicht das Ganze etwas lockerer sehen?

Für manch einen ist es sicher unverständlich wie man daraus einen moralischen Zwiespalt entwickeln kann. Und selbst sage ich auch immer wieder, dass man sich selbst nicht kasteien sollte. Sondern dass man das machen sollte, was man mit sich selbst langfristig am besten vereinbaren kann. Und so sehe ich das auch bei mir selbst.
Vegan ist nach wie vor mein Weiß. Und eine vegetarische Ausnahme ab und an meine kleine Graustufe sozusagen.

Wie gesagt, dieser Bericht hier ist sehr persönlich für mich. Doch ich halte es für wichtig ehrlich zu sein.

 

Foto: Pixabay.com

29 Kommentare zu „Vegan oder vegetarisch? Oder vielleicht vegantarisch?

  1. Ich weiß, der Artikel ist von 2018, aber ich bin erst jetzt darauf gestoßen, ich schreibe mal trotzdem. 🙂

    Ich finde deine Einstellung gut. Ich finde, es ist dieser Anspruch, immer (nicht nur im Bereich Ernährung) perfekt sein zu müssen, der uns oft viel Kummer bereitet und auf die Psyche schlägt. Oft sehen wir nicht mehr, wie viel Mühe wir uns eigentlich geben und machen uns für einen kleinen „Ausrutscher“ (sei es jetzt Ernährung, Job, Schule, Sport oder sonst was) fertig. Oft mit dem Preis, uns wieder weiter von unserer Selbstliebe zu entfernen. – Und dieser Preis ist zu hoch.

    Ich persönlich habe mich vor kurzem entschieden, vegetarisch zu leben und bin jetzt wirklich entschlossen, das durchzuziehen. Ausschlaggebend war bei mir, dass ich einen guten Freund an Krebs verloren habe und nach mehreren Recherchen zum Schluss kam, dass das Fleisch hieran wohl nicht ganz unbeteiligt, wenn nicht sogar der Übeltäter war. Die typischen Risikofaktoren wies der Freund nicht auf, weshalb ich mit der Ernährung als ausschlaggebenden Faktor rechnete. Ich fand heraus, dass im (Tier)Fleisch die Sialinsäure Neu5Gc enthalten ist, die als „möglicherweise krebserregend“ für den Menschen eingestuft wurde. Tiere haben dieses Molekül von Natur aus im Körper, aber Menschen nicht. (Wir sind die einzigen Säuger ohne.) Früher hatten wir es wohl, denn das Gen, das für die Synthese von Neu5Gc zuständig ist, ist bei uns Mutiert, wir können es also nicht mehr verwerten. Der Körper erkennt das Molekül als Eindringling und bildet Antikörper. Die Immunreaktion kann (heimliche) Erzündungsprozesse verursachen. Wozu das alles führen kann, glaube ich, muss ich nicht näher erleutern.

    Da denke ich mir, es muss doch irgendeinen Grund gegeben haben, warum dieses Gen mutiert ist? (Und der Mensch somit kein Fleisch mehr essen soll?) Das kann eigentlich nur ein Zeichen sein, dass der Mensch das Fleisch irgendwann nicht mehr brauchte, anders kann ich mir die Mutation nicht erklären. Jetzt essen es eben viele Menschen noch weiter, obwohl eigentlich keine Not dazu bestünde (und es von Mutter Natur auch scheinbar nicht unbedingt gewollt sei) und obwohl es der Umwelt und dem Klimawandel nicht gerade dienlich ist.

    Hühnerfleisch könnte ich sogesehen noch essen, da da Neu5Gc nicht enthalten ist, aber da habe ich die quälenden Haltungsbedingungen zu sehr im Hinterkopf. Das ist einfach mit meiner Einstellung nicht mehr vereinbar.

    Ich habe mich vorerst entschieden Vegetarierin zu werden, da ich, vor Allem was das Auswärtsessen mit Freunden und Bekannten betrifft, mich hier schon seeehr einschränken müsste und ich psychisch glaube ich wirklich nicht mehr gut drauf wäre. Zumindest jetzt. Ich bin momentan in einer Zeit, in der ich viele Lebensprobleme bewältigen muss und ich sowieso schon psychisch stark angeschlagen bin. Wenn ich jetzt noch beim Auswärtsessen keine Auswahl mehr habe, bin ich psychisch balt k.o.. Sorry, falls das blöd klingt, aber momentan fühle ich mich so.

    Allerdings habe ich vor, es mit der veganen Lebensweise früher oder später zu versuchen, da mir auch klar ist, dass die Tiere auch für Milch- und Eiprodukte leiden müssen. Aber ich will mich jetzt nicht selbst fertig machen. – Und mir ist auch klar, dass Neu5Gc auch in Milchprodukten enthalten sein dürfte, nur reduziere ich mit Fleischverzicht schon drastisch die Aufnahmemenge, wenn ich nicht jeden Tag Milchprodukte esse.

    Mich ärgert es richtig, dass in öffentlichen Restaurants keine Veganversionen von den üblichen Produkten (Kuchen, Eis, …) angeboten werden. Das würde so vieles erleichtern.

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  2. Hallo Cordula,
    für mich liest sich dein Artikel wie ein Tagebucheintrag. Eine Art Selbsttherapie, weil du dich immer noch wegen den gemachten Ausnahmen schlecht fühlst, und nun versuchst dein Verhalten vor dir selbst zu rechtfertigen. Nimm mir das bitte nicht übel 😉 es liest sich einfach nicht so als ob das Thema für dich damit abgeschlossen wäre. Vielleicht würdest du dich besser fühlen dir einfach in anderen Bereichen des Lebens etwas zu gönnen und nicht zu streng mit dir zu sein, dafür weiterhin auf tierische Produkte zu verzichten. In deinem Innern schein momentan eine kognitive Dissonanz zu bestehen, also ein Konflikt zwischen deinen Überzeugungen und deinem Handeln. Die logische Konsequenz ist, dass du nicht zu 100% glücklich mit der Situation bist und dir selbst Argumente bieten musst, wieso du gegen deine Überzeugungen handelst.
    Ich hoffe wirklich, dass du meinen Kommentar nicht negativ auffasst, sondern als positive Anregung – denn genau so ist er gemeint 🙂
    Ganz liebe Grüße!
    Franziska

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    1. Hallo Franzi 😊,

      danke dir für deinen Kommentar 😊
      Nun ja, dieser Blog beschreibt im Endeffekt auch meine persönlichen Erfahrungen. Somit auch meine Gedankengänge.
      Gewiss waren anfangs innere Konflikte gegeben. Denn mir sind die Hintergründe der Tierprodukteindustrie nach wie vor bewusst. Dennoch betrachte ich es nicht als kognitive Dissonanz. Denn meine Entscheidung erleichtert mir aktuell mein Leben und fühlt sich für mich richtig an. Es ermöglicht mir mehr Freiheit. Und das tut mir gut 😊
      Vielmehr führen mich meine Überlegungen aktuell dazu die vegane Lebensweise nicht mehr allzu streng zu betrachten. Sondern diesbezüglich mehr Graustufen zuzulassen. Genauso wie ich es bei anderen immer betrachtet habe. Statt zu denken einzig vegan zu leben sei die richtige Lösung, also sollten andere das auch.
      Denn um Bewusstsein für diese Thematik zu schaffen gibt es unzählige Möglichkeiten wie jedet Einzelne einen Beitrag leisten kann 😊

      Lg Cordula

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  3. Hallo Cordula,

    ich ernähre mich inzwischen auch schon seit ca. zwei Jahren vegan und habe mich in vielen Dingen die du schreibst wieder erkannt.

    Besonders der Part mit der vegetarischen Ausnahme kommt mir dabei sehr bekannt vor. Ich selber mache für mein Wohlbefinden auch ab und zu vegetarische Ausnahmen – besonderes jetzt zur warmen „Sommerzeit“, Stichwort: Eis 🙈

    Das Argument deiner Ex-Veganer kann ich nicht nachvollziehen und sind meines Erachtens nach nur ein Vorwand. Das Vitamin B12 nur in tierischen Produkten vorkommt stimmt zwar, aber lieber haue ich mir eine B12-Kapsel rein, als um ein vielfach schädlicheres Fleisch. Wenn das Antibiotikum irgendwann nicht mehr anschlägt, weil zu viele Resistenzen gebildet wurden, möchte ich nicht in der Haut der Ausreden-Erfinder stecken.

    Mir ist auch bewusst, dass die tierischen Nebenerzeugnisse mitunter genauso schädlich sind, wie das Fleisch, aber dennoch habe ich ein gutes Gewissen nur ab und zu mal nicht widerstehen zu können. Ei kommt bei mir aber auch nicht in die Tüte, das was sie mit den männlichen Küken anstellen ist einfach nur barbarisch und verächtlich. Bei mir beschränkt sich die Ausnahme einzig und allein auf Eis und manchmal etwas Überbackenes mit Käse.

    Lange Rede, kurzer Sinn: du machst alles richtig und musst dich nicht rechtfertigen. Wenn alle Menschen auch nur ansatzweise mal ihr Gehirn einschalten würden, wäre vieles sicher auch nicht so dem Lobbyismus der Fleischindustrie verfallen. Aber es gibt wohl Dinge, die ändern sich nie.

    Mach weiter so!
    Flo

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    1. Hallo Flo 😊,
      danke dir für dein positives Feedback 😊 Ich handhabe das genauso wie du, sodass sich meine vegetarischen Ausnahmen hsuptsächlich auf Käse und Eis beschränken. Ei kommt mir auch nicht auf den Teller. Das mit den Küken ist mir da einfach zu deutlich vor dem inneren Auge.

      Antibiotika in Fleisch ist auf jeden Fall so eine Sache. Weiter sehe ich das auch in Sachen verarbeitetem Fleisch und der damaligen Bekanntgabe der WHO. Da halte ich es auch lieber mit Vitamin B12 als Supplement. So aufwändig ist das ja nun auch nicht 😊

      Lg

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  4. Der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach hat damals schon gesagt: „Du bist, was du isst!“

    Die vegane Ernährung spielt heutzutage eine immer größere Rolle, weil sich viele Ihrer Ernährung immer bewusster werden und die Tiere und Umwelt nachhaltig schützen möchten. Es mangelt in Deutschland jedoch an kompetenten und professionellen Ernährungsberatern gerade im veganen Bereich. Ich habe genau zu diesem Thema die Ausbildung zum veganen Ernährungsberater im Fernstudium auf meinem Blog vorgestellt. Hüpf doch gerne mal rüber:

    https://www.ganzwunderbar.com/ausbildung-zum-veganen-ernaehrungsberater/

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  5. Hi! Danke, dass du so ehrlich bist und das auch mit uns teilst. Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen. Ich selbst hab über fünf Jahre rein vegan gelebt und dann wurde ich schwanger. Ich hab während meiner rein veganen Zeit keine Sekunde Käse oder andere Milchprodukte vermisst – in der Schwangerschaft aber so einen extremen Heißhunger drauf verspürt und auch mal bei Milchprodukten zugeschlagen. Einhergehend mit dem wie von dir auch beschriebenen schlechten Gewissen. Außerdem wurde mir dann von außen suggeriert, dass ich quasi „versagt“ hätte. (Gurkenheißhunger wäre mir lieber gewesen aber der blieb leider aus). Solange ich noch stille ernähre ich mich zu 90% vegan und 10% vegetarisch und hab gelernt mich nicht mehr in eine Kategorie zu stecken. Es muss für mich und mein Baby passen, alles andere ist mir momentan egal 🙂 Liebe Grüße!

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    1. Hey 😉
      ich sehe das heute genauso. Man selbst muss glücklich mit seiner Ernährungsweise sein. Und wenn man da ab und an ein paar Ausnahmen macht, wieso nicht?
      Ich kann natürlich verstehen, dass manche das dann kritischer betrachten und, wie du sagst, einem suggerieren „versagt“ zu haben.
      Da gibt es kein Richtig und Falsch. Es ist eben alles eine Sache der Sichtweise. Sieht man es strenger? Oder lockerer? Und was ist einem wichtig?
      Und das muss in erster Linie jeder für sich selbst entscheiden :).

      LG

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  6. Hey, eine interessante Sichtweise die du zu diesem Thema hast. Ich finde generell sollte man sich nicht zu sehr an solchen Begriffen und Definitionen festklammern, ich finde solange es für einen selber lebbar ist und man sich wohlfühlt ist es richtig 🙂

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  7. Hallo Cordula,

    danke für deinen offenen Bericht! Natürlich ist niemand perfekt (ich denke jeder Veganer hat aus versehen auch schon tierische Produkte gegessen, etc).
    Ich hoffe, du wirst mir für meine Meinung verzeihen, aber ich stimme deiner Grundthese nicht zu. Wenn du manchmal bewusst Milch etc konsumierst bist du nicht vegan. Veganer vermeiden jede Form von Ausbeutung, soweit das praktikabel und möglich ist. Warum also manchmal eine Ausnahme machen? Das machst du mit anderen grundsätzlichen Fragen ja (hoffentlich) auch nicht: „ich bin eigentlich gegen Kinderarbeit, aber einmal in der Woche kann der kleine Nishant schon meine Wohnung durch putzen. Ich bin eigentlich gegen Mobbing, aber ich fühle mich dadurch gut, und ich mache es auch ganz selten.“
    Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch. Ich verurteile dich nicht, und du reduzierst auch so schon wahnsinnig viel unnötiges Leid durch deine Lebensweise. Aber wenn du das moralische Problem schon verstehst, warum nicht auch danach handeln? Wir brauchen keine Tierprodukte, jede Ausbeutung ist dadurch unnötig und nicht zu rechtfertigen.

    Lg
    Marina

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    1. Hallo Marina,

      danke für deinen Kommentar und deine Meinung ;).
      Ich verstehe was du mir sagen möchtest. Ein Veganer nach Definition verzichtet vollkommen auf Tierprodukte in möglichst allen Lebensbereichen. Doch ein Vegetarier bin ich nun auch nicht. Wenn ich, wie gesagt, zum Großteil vegan lebe und nur ab und an eine Ausnahme mache, so lebe ich dennoch weiterhin zum Großteil vegan. Genauso wie davor auch.
      Und ich bin mir über die Hintergründe der Milchindustrie durchaus nach wie vor bewusst. Es ist auch nicht so, dass ich dieses Wissen vollkommen ausblende.
      In meinen Überlegungen wie ich nun weiter verfahren möchte, habe ich mir auch die Frage gestellt ob ich nicht doch wieder komplett vegan leben und mich auch so ernähren möchte, wie vorher auch. Doch während dieser Überlegungen bin ich dann für mich zu dem Bewusstsein gekommen, dass es mir momentan einfach selbst gut tut mir diese Ausnahmen zu gestatten und in diesem Punkt nicht streng mit mir selbst zu sein, sondern es als das zu akzeptieren was es ist. Auch wenn, wie du sagst, es nicht mehr ganz der veganen Konsequenz entspricht.
      Ich selbst sehe mich dennoch weiterhin als Mensch, der vegan lebt. Nur eben mit der Gestattung lacto-vegetarischer Ausnahmen. Wenn ich deshalb in den Augen anderer kein richtiger Veganer nach Definition mehr bin, so ist das wie ich finde mitunter persönliche Auslegungssache.
      Muss ich mich nun von Begrifflichkeiten distanzieren, da ich nicht in das genaue Bild hinein passe? Wenn ich kein Veganer mehr bin, aber auch kein Vegetarier, was bin ich dann? :).

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      1. Hey Cordula,

        Danke für deine Antwort!
        Ich kann deinen Gedankengang absolut nachvollziehen, weil ich das früher auch ähnlich sah. Da habe ich auch manchmal Produkte mit Honig gegessen, als Ausnahme.
        Mittlerweile sehe ich das anders. Vor allem seit ich mich mit der Theorie noch mehr beschäftigt habe.
        Falls du interessiert bist: http://www.abolitionistapproach.com

        Zu deiner Frage: wenn du dich dazu bewusst dazu entscheidest, Tierprodukte zu essen obwohl du auch etwas anderes essen könntest, bist du kein Veganer. Alles andere trägt nur zur Verwirrung bei. Hier geht es nicht um die Begrifflichkeiten, sondern um deine moralische Einstellung.

        Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! 🙂

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      2. Hey :),

        auch wenn ich mich dazu entschieden habe ab und an eine vegetarische Ausnahme zu machen, so hat sich meine moralische Einstellung zur Thematik nicht geändert.
        Ich denke über die Hintergründe der Milchindustrie noch genauso wie davor. Daher argumentiere ich auch nicht dagegen. Meine Sichtweise zum Thema hat sich folglich nicht geändert, sondern lediglich meine Prioritäten.
        Ich habe das früher genauso gesehen wie du, wenn ein Veganer sagte, dass er wieder Tierprodukte isst. Ich dachte mir dann auch oft, dass der andere sich mit der Materie näher auseinander setzen müsste, die Argumente wieder mehr verinnerlichen sollte um wieder ein näheres Verständnis für den Kern der Sache zu bekommen. Alles was man tun kann, sind Denkanstöße zu liefern. So wie du es hier nun auch tust. Danke dir dafür :).
        Doch wie gesagt, der Kern der Sache ist mir nach wie vor bewusst. Doch meine Priorität momentan eine andere.
        Ich weiß nicht wohin mein Weg führt. Grundlegend hat sich für mich auch nichts geändert. Weder in meiner Lebensführung, noch ethisch. Lediglich darin, dass ich entschieden habe meine Regeln ab und an mir selbst zu erlauben ein wenig zu lockern.

        Auch dir einen schönen Abend 😉

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  8. Hallo 🙂
    Schöner Beitrag! Auch ich denke, dass man sich nicht immer an 100% halten muss und mag eigentlich die Labels „vegan“, „vegetarisch“ oder auch „Allesesser“ nicht. Denn warum muss man sich definieren? Und das mit dem Auflockern verstehe ich vollkommen, denn das Vegansein, sowie auch andere Ernährungsweisen bringt nun mal Verzicht mit sich. Das schränkt einen irgendwie ein und man geht „disziplinierter“ vor. Ich habe auch Phasen, in denen ich ab und zu Käse esse, aber einfach weil ich es sehr gern mochte, früher und manchmal Gelüste darauf bekomme. Man sollte in sich hineinhorchen und das tun, was man dann für richtig hält. Dadurch, dass die meisten, die sich für eine vegane Lebensweise entscheiden, eh aufgeklärt ist, geht man dafür viel bewusster daran.

    Liebe Grüße
    Janka

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    1. Hallo Janka ;),

      ob ich mich nun von Begrifflichkeiten trennen muss, nur weil ich mir selbst ab und an entschieden habe eine vegetarische Ausnahme zu gestatten, nur weil ich dann nicht mehr den 100 Prozent entspreche, halte ich für Auslegungssache.
      Aber ich sehe das genauso wie du. Wenn man glücklicher ist damit ab und an eine vegetarische Ausnahme zu machen, warum nicht? Ich halte es für besser sich selbst gegenüber etwas lockerer zu sein, statt sich in Verzicht zu üben und dann vielleicht irgendwann die Freude an der veganen Lebensweise zu verlieren.

      Lg

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      1. Hey Cordula 🙂 Das war keine Kritik an dir, das ist das was ich für mich herausgefunden habe. Mich selbst hat es gestört mich sozusagen immer in „Kategorien“ zu stecken die eine bestimmte Ernährungsweise bezeichnen. Dadurch habe ich mich schon allein eingeengt gefühlt. Das wollte ich damit sagen 🙂
        Ganz liebe Grüße, Janka

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      2. Hallo Janka 😉
        Keine Sorge, ich habe das nicht als persönliche Kritik aufgefasst :). Vielmehr habe ich persönlich kein Problem damit meiner Ernährungsweise eine Begrifflichkeit zuzuordnen. Ich frage mich dabei halt nur persönlich warum man, wenn man Regeln ein wenig lockert, sich dann plötzlich nicht mehr als Veganer bezeichnen darf. Als sei man nicht mehr dazugehörig sozusagen. Das ist es was ich mich selbst hierbei ganz allgemein einfach frage. 🙂

        Lg

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      3. Ja, ich denke jeder hat seine eigene individuelle Definition von „vegan“, es gibt da sehr strenge Veganer, die meinen man sei kein Veganer, weil man ab und zu etwas Käse isst. Mach dir deine eigene Definition, das ist am besten 🙂 So wie du es nämlich schreibst ist es doch super! 🙂

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      4. Danke dir 😊 Genauso sehe ich das auch. Man sollte mit Definitionen nicht allzu streng verfahren. Denn im Endeffekt geht es uns allen doch um dasselbe 😊

        Lg

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  9. Ist man/frau auf dem richtigen Pfad des Lebens, wenn Worte wie Moral,prozentualer Anteil,Zwiespalt,Ethik und Konsequenz ein konstanter Begleiter geworden sind, wenn diese Gedanken überhaupt vorhanden sind?

    Was macht es im Lauf der Dinge für einen Sinn, wo liegt der Vorteil, wenn ich einen oder keinen Honigriegel esse, und gleichzeitig in Lagos,Nigeria Tausende von Plastikartikeln einfach in den Ozean geworfen werden? Ich mache mir doch nur selber den Kopf schwer.

    Ich kann die Entscheidung, vegan zu leben durchaus nachvollziehen, akzeptiere diese Weise sich zu ernähren durchaus, aber man scheint einen sehr hohen Preis dafür zahlen zu müssen, wenn man sich den Grad der Verbissenheit anschaut,die Anzahl der vorhandenen Zweifel,die eigene Unsicherheit,und das nach „nur“ vier Jahren Mitgliedschaft in diesem Club?

    Weniger ist manchmal mehr, ein wenig Lockerheit würde wohl Linderung bringen.

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    1. Von Linderung kann nur dann die Rede sein, wenn man selbst etwas als Qual empfindet. Und dadurch dann die Suche aus einem Leidensdruck anstrebt.
      Und die Frage ob es sich dann um den richtigen Pfad handelt, ergibt sich schlussendlich dann auch aus dem Gedanken etwas als Qual oder Leid zu empfinden.
      Diese Bewertung liegt dann von außen jedoch wohl der eigenen Subjektivität zu Grunde. Und diese kann nur Vermutungen anstellen wie ein anderer wohl empfinden mag.

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      1. Vegan zu leben ist für mich nicht mit einem Leidensdruck verbunden. Und auch wenn ich von Zwiespalt spreche, so sind zwar Gefühle damit verbunden, doch sind es letztendlich Überlegungen, die ich angestellt habe für mich selbst wie ich verfahren möchte. Es sind Erfahrubgswerte. Und mit dem Weg, den ich nun eingeschlagen habe, kann ich gut leben 😊
        Es mag nach außen hin für einen anderen vielleicht eine andere Wirkung haben, sodass man dann als Ausenstehender den Eindruck gewinnt es sei eine Art Qual und sich dann die Frage stellt ob das Ganze dann Sinn macht. Doch das ist reine Interpretationssache der eigenen Wahrnehmung 😊
        Lg

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  10. Ich finde es gut, dass du offen darüber berichtest!
    Und ich denke, es sollte einfach für dich passen! Wenn du dich aus welchen Gründen auch immer vegan ernährst, aber mit Ausnahmen klar kommst, ist es doch kein Problem…
    Warum aber ist es für dich wichtig, dich weiterhin als Veganerin zu bezeichnen?
    Alles Liebe cao

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    1. Hallo Cao,

      danke dir für deine positive Ressonanz :).
      Auch wenn ich mich entschieden habe manchmal eine Ausnahme zu machen, so lebe ich dennoch zum Großteil weiterhin vegan. Genauso wie davor auch. Daher sehe ich mich auch weiterhin als Veganerin. Man könnte sich natürlich auch von solchen Bezeichnungen distanzieren und sagen, dass man das nicht kategorisieren muss wie man sich ernährt. Ich denke wie man das sehen möchte, liegt dann im Auge des Betrachters.

      Lg

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  11. Hallo Cordula,
    dein Bericht ist sehr schön! Ich finde es gut wenn man als Veganer nicht so streng mit sich selbst ist und hatte schon oft den Gedanken, dass ich mich nicht unter Druck setzten muss um ein „perfekter“ Veganer zu sein, sondern es viel wichtiger ist auch glücklich damit zu sein.
    Für mich sind deine Berichte sehr bereichernd!
    Viele Grüße Anja

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    1. Hallo Anja :),

      vielen, lieben Dank für dein positives Feedback ;).
      Genauso sehe ich das auch. Man sollte in erster Linie langfristig mit dem was man tut glücklich sein, statt perfekt sein zu wollen. Denn perfekt sind wir alle nicht.

      Lg

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