Warum essen Veganer keinen Honig?


 

Manchmal kommt, ähnlich wie bei Eiern und Milch, die Frage auf warum Veganer eigentlich keinen Honig essen. Gerade der Verzicht darauf löst, in Sachen vegane Ernährung und Lebensweise, oftmals das meiste Unverständnis aus. So heißt es mitunter ohne Imker würde es keine Bienen geben. Die sind schließlich auch wichtig für die Bestäubung von Pflanzen, andernfalls sterben die ja aus.

Das stimmt. Bienen, genauso wie Wespen und andere Insektenarten sind durch das Bestäuben mit Pollen an der Fortpflanzung von Pflanzen beteiligt. Ein Artensterben hätte weitreichende Konsequenzen.

Also ist es doch gut, wenn der Mensch Honig isst. Oder?

In erster Linie ist zu erwähnen, dass Veganer (es kommt natürlich auch wieder darauf an aus welchen Gründen man Veganer ist und wie man diese Lebensweise auslebt. Denn auch unter Veganern gibt es Unterschiede) jegliche Form der Ausbeutung an leidensfähigen, nicht-menschlichen Lebewesen ablehnen. Insofern lehnen Veganer auch die Ausbeutung von Insekten, hier Bienen und den damit einhergehenden Konsum von Honig als Tierprodukt, ab. (Wobei ich hier auch nicht für alle Veganer sprechen kann. Denn es gibt auch solche, die weiterhin Honig essen.)

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Was genau ist jetzt an der Imkerei „Ausbeutung“?

Bienenhonig ist in erster Linie die Nahrung der Honigbienen. Von ihm ernährt sich das komplette Bienenvolk, denn er dient als Reserve für den Winter.
In der Imkerei bekommen die Bienen nach der Honig-Entnahme Industriezucker als Ersatz.

Desweiteren verbringen die Bienen Zur Produktion von Honig ihr Leben in sogenannten mehrstöckigen Magazinen. Um das natürliche Ausschwärmen – also die Aufteilung des Schwarms bei Geburt einer neuen Königin – zu verhindern und die Bienen an Ort und Stelle zu halten, werden der Bienenkönigin die Flügel gestutzt. Auf diese Weise wird bewirkt, dass die Bienen in den Magazinen verweilen, da sie ohne ihre Königin nie wegfliegen würden.

Bezüglich der These Imker würden für den Erhalt der Bienen sorgen: Da Bienen statt ihres Honigs Zuckerwasser als Ersatznahrung zu essen bekommen, fehlen ihnen wichtige Eiweiße. Das wiederum schwächt die Abwehr der Bienen, wodurch sie für Fressfeinde wie die Varromilbe, aber auch andere Insektenarten, anfälliger werden.
Besonders Honigbienen sind nicht besonders widerstandfähig. Weitere Eingriffe wie Zucht oder Inzucht unter den Bienen wirken sich zusätzlich negativ auf den Artenbestand aus. Desweiteren führen Faktoren wie der Klimawandel, der Einsatz von Pestiziden und der Anbau von Monokulturen dazu, dass das natürliche Gleichgewicht gestört wird und sich die Anzahl der Bienen immer mehr verringert. Dabei ist die Biene auch für unser Fortbestehen als Mensch essentiell. Ohne die Biene können wir Menschen nicht überleben.

Ein weiterer Punkt ist, dass, genauso wie für Fleisch, Milch und Eier die Bienen nicht ihre natürliche Lebensdauer erlangen. Eine Bienenkönigin würde normalerweise bis zu 6 Jahren alt werden. Doch um eine gesteigerte Produktivität zu erhalten, wird die Bienenkönigin meist schon nach ein bis zwei Jahren getötet.
Bienenköniginnen in der Massenzucht werden mitunter auch künstlich befruchtet. Dabei werden Drohnen verwendet, die während des Prozesses sterben. Kommerzielle Imker täuschen die Königin auch, mehr Eier zu legen, indem sie Wachszellen in den Stock geben, die größer sind als die, die Arbeiterbienen normalerweise bauen würden.

Alles in allem braucht der Mensch den Honig der Biene nicht. Vor allem, weil es auch andere Alternativen gibt, Agavendicksaft, Ahornsirup oder Löwenzahnhonig, um nur ein paar davon zu nennen, für die kein Tier leiden muss.

 

Fotos: Pexels.com

5 Kommentare zu „Warum essen Veganer keinen Honig?

  1. Ist es nicht auch so, dass die Zucht-Bienen eine Bedrohung für die eigentlichen Wildbienen sind? Habe ich mal irgendwo gelesen. Also Halbwissen. Lebe seit Jahren ohne Honig und das geht sehr gut.

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  2. Toller, informativer Beitrag! Ich beschäftige mich in in letzter Zeit auch schon lange mit der Honig – Frage und überlege wieder auf Agavendicksaft umzusteigen. In meinem ersten halben Jahr als Veganer habe ich das fast täglich konsumiert 🙂

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  3. Löwenzahnhonig?
    Interessant. Das hab ich noch nie gehört.

    Und den Artikel finde ich sehr interessant!

    Gibt es keine Methode, bienenverträglichen Honig herzustellen? Also beispielsweise, dass man nur einen Bruchteil des Honigs entwendet (ähnlich wie man beim Sammeln von Pflanzen nicht mehr als ein Drittel von einer Pflanze erntet) und nicht so Methoden wie Königin töten oder ähnliches anwendet..??

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  4. Ist dann nicht auch die Befruchtung durch industriell gehaltene Bienen ein Problem. Eigentlich schon. Aber wie soll ich das praktisch umsetzen? Sorry, aber ich bin aufgeschreckt, weil ich heute erst gelesen habe, dass Obstetiketten nicht-vegan mit Bienenwachs aufgeklebt werden. Das schränkt die Lebensmittelauswahl so sehr ein, dass ich ziemlich ratlos bin.

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    1. Ich muss ehrlich sagen, dass man hierbei meiner Ansicht nach Abstriche machen muss. Denn man wird es wohl kaum beeinflussen können durch welche Art der Bienen die Blüten des gekauften Gemüse und Obsts befruchtet wurden.
      Dasselbe gilt auch für Etiketten. Denn nicht nur Obstetiketten sind die einzigen nicht-veganen Etiketten.

      Ich würde mich da ehrlich gesagt nicht „verrückt“ machen, sondern auf das konzentrieren was man direkt beeinflussen kann.

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